»Das Spröde und Brüchige lebendig machen«

  • 12.09.2018
  • von Gerhild Vollherbst
Ein Interview mit Sonja Maier, einer Expertin für Soziokratie ...
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Eines der wichtigsten Dinge für und bei Les Enfants Terribles ist, sich immer wieder mit Menschen auszutauschen, wie sie arbeiten, was sie gelernt haben, sich Ideen und auch Mut zu holen. Das sind meist Menschen, die sich mit anderen Formen von Arbeit und Zusammenarbeit beschäftigen. In diesem Interview haben wir Sonja Maier zu neuem Arbeiten und zum Enfant Terrible-sein befragt. Sie ist Beraterin und Trainerin für Soziokratie und Neue Organisationskultur.

Was ist für Dich gutes neues Arbeiten?
Hm, Arbeiten – das Wort klingt in meinen Ohren nach definierter Vorgabe. Wirksamkeit sagt eher das aus, worum es mir geht: in kreativer Form, die nicht zu sehr vorgegeben ist Dinge erledigen und Lösungen finden. Ich orientiere mich an dem Ziel oder Bedarf und lasse meine Kreativität los. Dann bin ich meistens sehr wirksam. Und zufrieden. Zum Glück kann ich mir diese Freiheit leisten; und ich wünsche sie vielen Menschen. Daher engagiere ich mich für eine neue Organisationskultur, für Arbeits- und Wirkungsfelder, wo nicht nur der Kopf, sondern der ganze Mensch mit Körper, Intuition und Spirit willkommen ist – und mit willkommen meine ich auch gefragt. Zu neuer Arbeit gehört für mich auch Partizipation, Beteiligtsein an Entscheidungsprozessen, die mich angehen und mit-wirken können. Gemeinsam in einer Art Flow zu sein bedarf wiederum guter Kommunikation und ein paar zusätzlicher Sinne. 😉 Daran haben wir gesellschaftlich noch zu „arbeiten“.

 

Wie bringst du das Thema in die Welt?
Als Beraterin und Trainerin für Soziokratie und Neue Organisationskultur komme ich mit Menschen zusammen, die Vorreiter sind in ihrem Unternehmen oder die etwas in unserer Gesellschaft bewegen wollen. Die Zeit ist reif, die Themen bringen sich selbst in die Welt. Aber was sind die passenden Antworten? Wir finden sie durch gegenseitiges Inspirieren, Anwenden in der Praxis, mutige Unternehmen, die Neues ausprobieren, auswerten und nachsteuern… Durch Vernetzung und Erfahrungsaustausch entwickeln wir gemeinsam Methoden und Werkzeuge weiter, die das Spröde und Brüchige in Strukturen fluide und organisch lebendig machen.

Was hilft dir, ein (gutes) Enfant Terrible zu sein?
Früher, als Mädchen wollte ich aus tiefstem Herzen gut und lieb sein – das „gut“ ist also (un)umgänglich, aber Enfant Terrible bin ich vor allem dann, wenn ich eine innere Anbindung spüre, weiß, dass meine Idee neue Optionen eröffnet, dass Möglichkeitsräume vergrößert werden. Ich lebe und arbeite nicht unbedingt im Mainstream, d.h. seit vielen Jahren bin ich gewohnt, Irritation auszulösen, weil ich z.B. sowohl in der alternativen Gemeinschaftsszene als auch im Business zuhause bin. Mich interessiert die Erweiterung. Es sind die magischen Momente. Zunächst hat vielleicht keiner in der Runde die Erfahrung und kann sagen „ich weiß“ und doch führt uns die kollektive Intelligenz zu einer ganz neuen Lösung. Das macht Gänsehautgefühl.
Diese feinsinnigen Fähigkeiten der vernetzten Abstimmung mit anderen zu trainieren und im richtigen Moment den Mund aufzumachen, um wirklich etwas Gutes zu bewirken. Wir brauchen Querdenker, Kompetenz und Vernetzung, um unsere gesellschaftlichen Fragen noch wirksamer angehen zu können.

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* Thomas Zimmermann von swapwork hier.
* Zaza Tegtmeier

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