»enfant terrible! 5 fragen an: bernhard vierling«

  • 02.09.2020
  • von christiane kuerschner
Unsere neue Serie mit 5 Fragen an unsere Les Enfants Terribles-Community. Dieses Mal mit: Bernhard Vierling spricht über Resonanzen, das Segeln und die Rolle von Geld ...
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In unserer neuen Serie „Enfant Terrible! 5 Fragen an: …“ stellen wir euch die tollen Persönlichkeiten unserer Les Enfants Terribles-Community vor …

Heute befragen wir Bernhard Vierling. Er realisiert seit 30 Jahren selbst entwickelte integrative Beratungskonzepte ausgehend von seiner künstlerischen Praxis, systematischen Beratung und philosophischen Konzepten. Er arbeitet als Coach, Berater und Künstler in Berlin/also weltweit.

1. Was ist die Bedeutung und Aufgabe von Kunst?

In einem künstlerischen Prozess zu sein, ist für mich die zentrale Herausforderung meines Lebens und mir erscheint Kunst die einzige säkular-existenzialistische Fakultät (Kulturtechnik) zu sein, den Herausforderungen der menschlichen Existenz adäquat zu begegnen. In der Kunst geht es immer um Wahrnehmung, denn ohne Wahrnehmung keine Welt, ohne Welt keine Existenz.

Im künstlerischen Prozess erforsche ich die Algorithmen der eigenen Wahrnehmungen, die eingefärbt sind von allen Ebenen meiner Herkünfte. Aus dem, was ich erkenne, versuche ich Anleitungen zu entnehmen, die meine Forschungen materialisieren – das kann ein künstlerisches Werk sein, ein performativer Prozess oder etwas ganz anderes. In diesem Prozess gibt es kein Halten, keine Geländer, an dem man sich festhalten kann – es ist eher ein Ausgesetzt-Sein, bei dem alles möglich ist.

Wenn es gelingt, Impulse – eine leichte Energie – mit Gefühl und Information aufzuladen, kann dies der Beginn eines Gedankens werden, aus dem ein Werk entsteht. Letztendlich ist ein Werk immer das Ergebnis eines Prozesses. Erst wenn ein Werk in seine Wirkung kommt, spricht es in die Welt – die dann diese Wahrnehmungsprozesse verinnerlichen kann.

Romantisch gesprochen kann Kunst eine Schatzsuche nach den Wahrnehmungs- und Erkenntnis-Schätzen sein, die wir dringend brauchen.

2. Was bedeutet Geld für dich?

Geld ist eine Form der Resonanz auf mein Wirken in die Welt hinein. Geld funktioniert im Alltag gut aus einer Balance aus Geld, Sinn und Vitalität. Wenn diese Balance nicht spürbar ist, wenn kein Geld, oder kein Sinn oder die eigene Vitalität nicht wahrnehmbar ist (oder jeweils zuviel davon), entsteht eine große Dis-Balance, die in eine der drei Richtungen fallen kann. Darf ich Leben? Alles sinnlos! Ich spüre nichts! Geld ist die Grundlage des Sozialen und Sozialität eine Voraussetzung zivilen Zusammenlebens: eine Kulturbedingung. Andererseits ist Geld zugleich leer und Nichts und es entfaltet sich erst, wenn dem Geld eine Ladung gegeben wird. Wir bewegen uns hier in einem Paradox.

3. Was erfüllt dich?

Mich erfüllen alle Arten von Verbindungen und Beziehungen. Mich erfüllen Erkenntnisse über unsere Zusammenhänge, sowohl in einzelnen Beziehungen, intrinischen Aktivitäten, als auch nach außen. Es erfüllt mich z. B., beim Segeln den Wind zu spüren, die Wellen, das Boot und mit den Elementen mitzuschwingen. Ich fühle mich dann als mitwirkendes Teil eines Zusammenhangs, der größer ist als ich. Das gleiche kann auch in den Bergen oder der Ebene entstehen.

4. Womit kann man dich überraschen?

Mit etwas, das außerhalb meines Wahrnehmungshorizontes ist, das meine Redundanzen nicht wiederholt. Mit etwas von außen, das positiv und nicht verabredet ist. Mit etwas, das mich meint.

5. Was macht dich zum Enfant Terrible?

Ein schreckliches Kind passt sich nicht dem Anpassungsdruck unserer Gesellschaften an, sondern spürt Stimmigkeiten nach innen und außen ab und lässt daraus eine Wirklichkeit entstehen. Basis des Handelns ist dieser Innen/Außen-Abgleich und der kann doch auch unbequem für die Welt und einen selbst sein.

Vielen Dank für die Einblicke, lieber Bernhard!


In dieser Serie ist bereits erschienen:

5 Fragen an Isabel Viramo von Roon

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